Kaufpreis selbst verhandeln ...

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Geiz ist geil?

Über Monate, ja Jahre galt die Werbestrategie „Geiz ist geil“ als zielführend. Die Menschen hatten kaum Geld für Konsum - also musste alles billig sein. Nur dann griff „man“ zu. Jetzt scheint sich nach und nach ein anderer Trend herauszubilden. Nicht, dass die Menschen das Geld zum Fenster heraus würfen. Aber heute morgen hörte ich auf dem Weg zu Arbeit, dass es eine Reihe von Anbietern gibt, die ihre Produkte von den Kunden bepreisen lassen. Beispielsweise bei einem Restaurant durften die Gäste das bezahlen, was sie für angemessen hielten. Oder ein anderes Produkt wurde Leuten angeboten - und sie durften den Preis ebenfalls selbst bestimmen. Als wesentliche Voraussetzung dafür kristallisierte sich heraus, dass der Verkäufer einen direkten Kontakt zum Kunden besaß. Und die meisten waren bereit, mehr als früher dafür zu bezahlen. Bis auf die ganz wenigen Personen, die ein solches Angebot ausnutzten und drei Teller für einen Euro leerten ...

Wie gehen wir mit diesem Thema eigentlich im geistlichen Bereich um? Wenn man Bibelauslegungen kauft, oder eine Musik-CD, dann wird ein Preis verlangt. Man zahlt ihn, oder wenn er uns zu hoch ist, kaufen wir eben nicht. Was würden wir wohl zahlen, wenn kein Preisschild auf den Produkten stünde?

Welchen Preis bezahlen wir eigentlich?

„Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist“, heißt es in dem Galaterbrief, Kapitel 6, Vers 6). Wenn wir geistliche Speise bekommen - sagen wir durch Bibelvorträge, die ein Bruder in unserer Heimatversammlung hält - sind wir dafür eigentlich auch bereit, einen „Preis“ zu verrichten? Wir wissen, was ein Buch kostet. Manche von uns wissen, was man für einen säkularen, also „weltlichen“ Vortrag bekommt. Aber hier können wir uns mal fragen, denn es ist ja gewissermaßen so, als ob wir den Preis „als Kunden“ bestimmen: Haben wir eigentlich ein Empfinden dafür, dass wir oft „geistliche Konsumenten“ sind, die die Arme weit aufmachen, um zu bekommen, aber wenig aufmachen, um entsprechend „zu bezahlen“?

Natürlich, wir sind im geistlichen Bereich nicht auf einem Marktplatz. Und kein Diener des Herrn wird wohl „Geld“ erwarten. Aber wir kennen die Worte des Herrn: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Lukasevangelium, Kapitel 10, Vers 7). Und Paulus wiederholt diese Worte. Mit Sicherheit nicht von ungefähr. Und das gilt bis heuteso.

Kein normaler Beruf?

Das, was wir in unserem „normalen“ Beruf an Arbeit hineinstecken (und dafür ja auch Lohn bekommen), stecken andere in die „geistliche“ Arbeit. Denn von nichts kommt nichts. Aber wir haben oft - oder nicht? - für sie eher einen Hungerlohn als eine angemessene Wertschätzung übrig. Es ist schön, einem Diener des Herrn zu danken. Es ist glaubwürdig, dies auch nachhaltig zu tun. Er muss gar nicht wissen, dass gerade wir ihm etwas gegeben haben. Aber der Herr sieht, wie wir seine Gaben an uns, seine Geschenke an uns wert schätzen.

Das betrifft ja auch nicht nur Vorträge und Konferenzen. Wie oft sind wir Konsumenten geistlicher Impulse - und denken gar nicht daran, dass wir eine Aufgabe haben, dem Herrn zurückzugeben. Nicht dass wir uns etwas erkaufen könnten. Aber Dankbarkeit ist eine sicher nicht allgegenwärtige Tugend. Denken wir nur als ein Beispiel mal an Kalender. Klar, wir haben 4,50 Euro oder so dafür bezahlt. Ein angemessener Preis?

Kein schlechtes Gewissen, aber eine Anregung ...

Diese Frage soll kein schlechtes Gewissen auslösen. Wir brauchen nicht mit solchen ständig herumzulaufen. Aber wir dürfen uns doch fragen, inwieweit wir den Worten des Herrn Folge leisten: „Geben ist seliger als Nehmen“ (Apostelgeschichte, Kapitel 20, Vers 35).

„So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben“ (1. Korintherbrief, Kapitel 9, Vers 14).

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