Der Prophet Hosea (1) - Einleitung (Zeit und Dienst)

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Die Zeitepoche und der Dienst des Propheten

In dieser Zeit herrschten in Juda die Könige Ussija, Jotham, Ahas und Hiskia (Jehiskia) und in Israel die Könige Jerobeam II, Sekarja, Sallum, Menachem, Pekachja, Pekach und Hosea1. Außer dem Namen seines Vaters, der Beeri hieß (Hos 1,1), erfahren wir sonst nichts über die Herkunft des Propheten. Wahrscheinlich stammte er aus dem nördlichen Zehnstämmereich Israels. In Hosea 7 spricht er von „unserem König“ (V5).

Die Dienstzeit Hoseas begann unter Jerobeam II, der zu seiner Zeit König über Israel war. Dieser war ein Urenkel Jehus, des Mannes, den Gott gebrauchte, um sein Gericht über das Haus Ahabs zu vollziehen. Jerobeam II lebte jedoch wie sein Urgroßvater Jehu in den Sünden Jerobeam I (2. Kön 10,31; 14,23.24). Er tat, was böse war in den Augen des Herrn, wenngleich Israel zu seiner Zeit äußeren Wohlstand und Aufschwung erlebte. Unter dessen Regierung begann Hosea prophetisch zu dienen, indem er den moralisch finsteren Zustand des Volkes Israels offenlegte. Denn mittlerweile hatte das Volk die innere Frömmigkeit durch äußere Rituale ersetzt und seine wahre Gottesfurcht aufgegeben. 

Der Zeitraum, über den sich der prophetische Dienst Hoseas erstreckte, umfasste mindestens 30-50 Jahre. Es ist anzunehmen, dass sein Dienst mit der von ihm angedrohten Vernichtung des Nordreichs im Jahr 722/721 v. Chr. durch den Assyrer endete.

Dabei übte Hosea seinen Dienst nicht ohne innere Anteilnahme an dem moralisch niedrigen Zustand des Volkes aus. Sein Herz war entrüstet über das Verhalten Israels. Dennoch findet sich im Herzen Hoseas zugleich Liebe, die – mit heiligem Zorn erfüllt – hofft, ruft, schreit und das Volk inständig darum bittet, zu Gott umzukehren.

Auch wenn es letztlich ein vergebliches Rufen war, ruhte Hosea trotz der scheinbar vergeblichen Mühe in der Gnade Gottes und in den zukünftigen Verheißungen, die Gott dem Volk machte. Diese waren ihm zum Trost.

Die Botschaft des Propheten

Die Prophezeiung Hoseas bestand in der Anklage, dass das Volk mit Götzen hurte und Hurerei trieb (Hos 1,2). Seine Botschaft wird in den Namen der drei Kinder zusammengefasst, die vorbildlich von der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk reden: Jisreel („Gott sät“ oder „Gott zerstreut“), Lo-Ruchama („Nicht-Begnadigte“ oder „Nicht-Erbarmen“) und Lo-Ammi („Nicht-mein-Volk“) (Hos 1,4.6.8). Zum Zeitpunkt dieser Prophezeiung war Gott seinem Volk jedoch noch zugewandt. So rief Er durch Hosea zur Buße auf, durch die das Volk wieder zu Gott zurückfinden sollte. Zugleich kündigte Hosea Gericht an, wenn das Volk nicht bereit wäre, Buße zu tun. Hoseas Botschaft besteht demnach:

  • in einer Anklage,
  • einem Bußaufruf und
  • einer Gerichtsankündigung.

Dennoch ist der Prophet Hosea ein Zeugnis der Gnade Gottes, die trotz moralischer Finsternis verkündigt und dem Volk in Aussicht gestellt wurde und ebenfalls Teil seiner Botschaft ist (Hos 2,16-18; 6,1-4; 11,1-4.8.9; 14,4-8).

Dieser unmittelbarer Übergang zwischen den Gerichtsankündigungen und Segensverheißungen in Gnade macht es nicht immer leicht, den „roten Faden“ zu erkennen, den Hosea verfolgt. 

Trotz aller Anstrengung Gottes, sein Volk durch den Dienst des Propheten wieder zu Ihm zurückzuführen, wollte Israel nicht hören. Darum würde Gott es nicht mehr begnadigen und als sein Volk betrachten (Hos 1,6.8). Allerdings würde Er sich in Zukunft wieder mit Israel beschäftigen und sich über „Lo-Ruchama“ (Nicht-Begnadigte) erbarmen und zu „Lo-Ammi“ (Nicht-mein-Volk) sagen: „Du bist mein Volk“ (Hos 2,25). Dieses Erbarmen Gottes in der Zukunft wird eine Antwort im Herzen des Überrestes Israel finden. Sie werden sagen: „Mein Gott“ (Hos 2,25). Damit stellt der Prophet Hosea dem Volk eine wunderbare Hoffnung in Aussicht, die ebenfalls Teil der Botschaft Hoseas ist. Der Grund der Zukunft Israels liegt dabei in der unveränderlichen Liebe des Herrn, seinem Volk gegenüber und in der Buße, die der Überrest dann tun wird (Hos 11,4).

Fußnoten

  • 1 Das Buch Hosea erwähnt zur Erfassung der Dienstzeit Hoseas, mit Ausnahme Jerobeams, nur die Könige von Juda. Dabei galt sein Dienst vordergründig Israel. So hätte man erwartet, dass die Dienstzeit an den Königen Israels gemessen werden würde. Doch diese erwähnt der Geist Gottes nicht. Der Grund dafür ist, dass Gott die letzten fünf Könige Israels nicht mehr anerkennen konnte. Daher werden die Könige von Juda zur Bestimmung der Dienstzeit Hoseas erwähnt.
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