Das ist des Guten – oder sagen wir besser: „Des Barmherzigen“ – zu viel!

Lesezeit: 2 Min.

Zu viel, der erste

Er sah ihn und ging vorbei. An der entgegengesetzten Seite. Vorbei an dem vermeintlich Toten. Sein wöchentlicher Priesterdienst war wohl beendet und er freute sich auf sein Zuhause. Wäre es jetzt nicht viel zu aufwendig gewesen, wenn dieser Mann wirklich tot gewesen oder an seinen Verletzungen gestorben wäre, sieben Tage lang unrein zu sein (4. Mo 19,11-14)? Wäre es nicht viel zu mühsam gewesen, nach Jerusalem zurückzugehen und eine rote junge Kuh zu schlachten? Dann hätte er die Asche der Kuh außerhalb des Lagers schütten und am dritten Tag das Wasser der Reinigung (Entsündigung) nehmen müssen, um am siebten Tag wieder rein zu sein. Er hätte diese Reinigung vollziehen müssen, denn sonst wäre er aus dem Volk ausgerottet worden. Und das alles für einen namenlosen Reisenden?

Zu viel, der zweite

Auch dieser Levit sah den Verletzten und ging vorbei. Ebenso an der entgegengesetzten Seite. Wäre es nicht viel zu aufwendig gewesen, die für das Verbrechen verantwortliche Stadt zu ermitteln (5. Mo 21, 1-9)? Die Blutschuld hätte weggeschafft werden müssen, indem einer Kuh das Genick gebrochen wurde. Alle Ältesten der Stadt hätten sich die Hände über dem Bach waschen müssen. Und dies alles für einen Verletzten, der doch hätte wissen müssen, dass dieser steile Weg hinunter nach Jericho gefährlich ist und Kriminelle anlockt?  

Barmherzigkeit

Und auch er, dieser unbekannte Dritte, sah den Schwerverletzten. Ein Samariter. Ein von den beiden Vorübergegangenen Verachteter. Nein, er dachte nicht an die Aufwandskategorien, sondern half zehnfach:

  1. Er kam zu ihm hin.
  2. Er sah ihn.
  3. Er wurde innerlich bewegt.
  4. Er trat hinzu.
  5. Er verband die Wunden des Verletzten.
  6. Er goss Öl auf seine Wunden.
  7. Er goss Wein auf seine Wunden.
  8. Er setzte ihn auf sein eigenes Tier.
  9. Er führte ihn in eine Herberge.
  10. Er trug Sorge für ihn.

Vorbild

Wir sehen in dem Samariter ein Bild des Herrn Jesus (Röm 5,8; Eph 2,4.5).

Ist der Samariter darüber hinaus nicht auch ein zweifaches Vorbild für Dich und mich, wenn wir einen Verletzten am Wegesrand liegen sehen? Jemand, der sich von dem Ort des Segens entfernt hat oder sogar noch mehr, jemand, der in der Gosse liegt: Wie viele brauchen die gute Botschaft! Und: Nächstenliebe und Barmherzigkeit (Seelsorge) gehen nicht achtlos vorbei, sondern gehen hin und tragen Sorge – bis zur baldigen Rückkehr des Herrn.

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Antisemitismus - warum? Die Frau, der Drache und das Kind (Off 12,1-6) Michael Hardt Offenbarung 12 spricht von zwei Zeichen im Himmel: eine Frau, die im Begriff steht, ein Kind zu gebären, und ein Drache. Der Drache (Satan) will das Kind (Christus) verschlingen, aber es wird "entrückt" (Himmelfahrt). Der Drache kann das Kind ... Video ansehen
Der barmherzige Samariter Christian Briem Das Gleichnis vom "barmherzigen Samariter" gehört wohl zu den bekanntesten Gleichnissen des Neuen Testaments. Nur Lukas berichtet es. Auch werden die meisten Bibelleser mit seinem geschichtlichen Hintergrund vertraut sein. Dennoch lohnt es sich, ... Artikel lesen
Auf der Suche nach Trost Manuel Seibel Menschen brauchen Trost, heute erst recht. Wenn man mit so vielen Krisen zu tun hat, benötigt man solche Hilfe. Kein Wunder, dass Journalisten Kirchenvertreter fragen. Wenn man dann einen Jesuiten befragt, der zugleich noch Zen-Meister ist, braucht ... Podcast anhören
Christus - der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis (1. Mo 2,9) Manuel Seibel Gott schuf nicht nur den Menschen. Im Garten Eden ließ Er Bäume wachsen und in die Mitte des Gartens stellte Er den Baum des Lebens. Dieser taucht in Offenbarung 22 wieder auf und erinnert uns an Christus - das Leben! Podcast anhören
Wahr oder falsch? Sitzt Christus (heute) auf dem Thron Davids? Michael Hardt Ist es wahr, dass Jesus Christus heute schon auf dem Thron Davids sitzt? Und wenn nicht, wird es noch geschehen? Gabriel hatte Maria gesagt: „Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben" (Lukas 1,32) - so wie Gott es David ... Video ansehen
Der Prophet Hosea (12) Der Zustand Ephraims – keine Hoffnung mehr (Hos 4,6-19): der religiöse Zustand des Volkes Manuel Walter Im ersten Teil des Kapitels hatte Hosea die Untreue und Sünden des Volkes herausgestellt. Darin zeigte sich der moralische Zustand des Volkes. Nun macht er den Zustand der Priester offenbar und den Götzendienst in Israel. Darin offenbart sich der ... Artikel lesen