Wir sind unseren Eltern nichts schuldig - wirklich?


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(00:00:00) Vor einiger Zeit las ich ein Interview mit der Therapeutin Sandra Conrad, sie ist Psychologin und Familientherapeutin, auch Einzel- und Paartherapeutin, die folgenden Satz prägte. Wir sind unseren Eltern nichts schuldig. Die Frage war, was sind wir unseren Eltern schuldig? Nichts. Obwohl von Kindern oft auch gesellschaftlich erwartet wird, den Eltern etwas zurückzugeben. Liebe und Dankbarkeit erwachsen aber allein aus einer guten Beziehung. Sie sind ein Geschenk und lassen sich nicht einfordern. So ein Teil kann man das ja auch nachvollziehen, aber der Ansatz an sich, der heute anscheinend in der Therapie unter Psychologen gefahren wird, der benutzt wird, ist schlicht und ergreifend unbiblisch. Und da wir erleben, dass solche Ideen, solche Strategien, solche Überzeugungen auch unter Christen Einzug erhalten, möchte ich mich einmal damit beschäftigen. Wir lesen ja in Epheser 6 Vers 2, Ehre deinen Vater und deine Mutter, welches das erste (00:01:02) Gebot mit Verheißung ist, damit es dir wohl ergehe und du lange lebst auf der Erde. Das gilt nicht nur für kleine Kinder, sie müssen gehorsam sein, also für Kinder im Haushalt, natürlich auch jugendliche Kinder, sondern dieser Satz, diese Aufforderung, Ehre deinen Vater und deine Mutter gilt ein Leben lang. Das heißt nicht, dass wir die Fehler, die unsere Eltern gemacht haben, die Sünden, die sie begangen haben, vielleicht auch an uns, dass wir die gutheißen müssten oder gutheißen sollen, das sollen wir nicht. Und jeder von uns, der selber Vater, Mutter ist, der weiß, wie oft wir versagen. Es geht also nicht darum, etwas schön zu reden. Nein, aber es geht darum, dass wir erkennen, dass Gott uns Eltern geschenkt hat und dass das in der Tat ein Geschenk ist. Ich will nicht sagen immer, weil es natürlich leider auch Missbrauch, sogar sexuellen Missbrauch in Familien gibt, der zum Beispiel von Vätern oder auch von Müttern ausgeht, aber im Allgemeinen (00:02:01) und für 99,9% der Fälle gilt, dass wir unseren Eltern überaus dankbar sein können und dass wir ihnen in der Tat etwas schuldig sind. Das wird zu leicht übersehen, dass Gottes Wort das absolut deutlich macht, dass wir in der Tat unseren Eltern etwas schuldig sind. Natürlich ist es so, Apostel Paulus sagt in 2. Korinther 12 in Vers 14, nicht die Kinder sollen für die Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern für die Kinder. Aber da geht es natürlich um Kinder, die zu Hause sind. Andererseits ist es ganz klar, dass Stellen wie 1. Timotheus 5 deutlich machen, dass wenn Eltern älter werden, die Kinder eine Verantwortung für die Eltern haben und zwar nicht für die vollkommenen Eltern, denn dann müsste kein Kind die Verantwortung tragen, sondern überhaupt für unsere Eltern. Und sind wir unseren Eltern nicht schuldig, haben wir nicht sehr, sehr, sehr viel Dank unseren Eltern abzustatten. Wenn wir mal bei unserer Mutter anfangen, was hat sie für uns eingesetzt, was hat sie (00:03:05) für uns aufgegeben? Heute sieht man, dass kinderlose Ehepaare und ich spreche jetzt nicht von solchen, die Kinder gerne haben wollten, gibt es viele, die aber keine Kinder bekommen, denen Gott keine Kinder schenkt, sondern ich spreche von solchen, die keine Kinder haben wollen, davon gibt es mehr als genug. Die haben Freiheiten, die haben einen Wohlstand, weil beide arbeiten gehen in aller Regel dann, die können reisen, die können viel machen, das haben unsere Mütter, das haben unsere Eltern unsertwegen aufgegeben. Gibt es da Grund dankbar zu sein? Unbedingt. Sind wir unseren Eltern etwas schuldig? Unbedingt unseren Müttern. Unsere Väter haben in aller Regel, wenn auch nicht vollkommen, so wie wir alles andere als vollkommen sind, Zeit investiert für uns als Kinder. Sie haben Urlaub mit uns gemacht, sie haben sich um uns gekümmert, haben mit uns vielleicht Sport gemacht, haben mit uns Spiele gemacht, haben sich eingesetzt für uns. Sind wir unseren Eltern etwas schuldig? Aber absolut sind wir unseren Eltern etwas schuldig. (00:04:03) Wie viel auch an finanziellen Dingen haben unsere Eltern in uns investiert, wie viel an Zuwendung und wir, die wir kindergläubige Eltern sind, wie viel haben wir durch unsere Eltern von dem Glauben gelernt? Wie haben sie sich bemüht, natürlich unvollkommen, so wie wir genauso unvollkommen sind in dem, was wir weitergeben, sei es in der Gemeindeversammlung, sei es auch im Haus, in der Familie, aber haben sie uns mit dem Evangelium konfrontiert, haben sie uns mit dem Evangelium bekannt gemacht, haben sie uns den Herrn Jesus vorgestellt, haben sie uns deutlich gemacht, dass wir uns bekehren müssen und haben wir uns nicht bekehrt dadurch, dass gerade in unserem Elternhaus immer wieder Gottes Wort gelesen worden ist, dass unsere Eltern mit uns gebetet haben? Wie viel Zeit, wie viel Zuwendung, wie viel Seele haben sie für uns eingesetzt? Sind wir unseren Eltern etwas schuldig? Wir sind ihnen sehr viel schuldig. Natürlich, Gott steht über allem und wir wollen auch nochmal, dass das Verkehrte, wollen wir überhaupt nicht gut reden, wollen wir nicht ignorieren. (00:05:03) Es ist schon so, dass Eltern sich schwer tun, wir genauso, diesen Ablösungsprozess, den Kinder gehen sollen und Kinder gehen müssen, gut zu begleiten und nicht, wie so Helikoptereltern, unsere Kinder nicht ziehen zu lassen. Das ist natürlich eine Entwicklungsaufgabe, eine Herausforderung, mit der wir sicherlich immer wieder zu kämpfen haben. Es gibt auch Eltern, die sich derart an ihre Kinder klammern, oftmals sind das besonders Mütter, aber nicht nur, dass es beängstigend sein kann für Kinder und dass sie wirklich irgendwie einen Abnabelungsprozess haben müssen. Es gibt Kinder, die haben bis ins hohe Alter Angst vor ihren Eltern, das ist natürlich niemals Gottes Wille. Die Familie, das ist ein Bereich des Schutzes, ein Bereich der Atmosphäre, der Liebe, auch wenn natürlich, wenn Kinder klein sind, sie Grenzen lernen müssen, kennenlernen müssen, lernen müssen und auch einhalten müssen und Gottes Wort uns dazu auch die richtigen (00:06:04) Anweisungen gibt, wie wir als Eltern dabei verfahren sollen. Aber mir ist es jetzt einfach mal wichtig, deutlich zu machen, wie viel Dankbarkeit eigentlich da sein sollte im Blick auf unsere Eltern. Ich weiß gar nicht, wann du das letzte Mal oder ich dafür gedankt habe und du gedankt hast, dass Gott dir Eltern geschenkt hat, vielleicht gläubige Eltern, wie das bei mir der Fall war, die sich um uns gekümmert haben, die uns den Weg erleichtert haben, die uns Hilfestellungen gegeben haben, die für uns gebetet haben, die bis heute für uns beten. Das ist doch das, was wir als Eltern für unsere Kinder tun, nicht nur, wenn sie klein sind, nicht nur, wenn sie heranwachsen, sondern auch, wenn sie, wie man so sagt, Flügge werden. Also wollen wir neu lernen, wir sind unseren Eltern nicht schuldig, wir sind ihnen sehr viel schuldig. Wie viel haben sie eingesetzt, wie viel haben sie aufgegeben? Wir wollen dankbarer dafür sein, wir wollen es ihnen auch, nicht ständig, aber doch gelegentlich und hin und wieder wollen wir es ihnen sagen und wollen es vor allen Dingen Gott sagen und wollen ihn bitten, dass er ihnen dann auch in höherem Alter das schenkt, was sie (00:07:03) nötig haben. Aber nicht nur das, sondern wir wollen dann auch, wenn sie älter werden, wenn wir erwachsen sind, wollen wir Zeit investieren in die Beziehung zu unseren Eltern. Das ist natürlich eine ganz neue Konstellation, das ist nicht so wie früher und doch ist es so, dass unsere Eltern gerne Zuneigung, Zuwendung haben und auch brauchen und wir auch Zeit, wenn wir investieren wollen, Zeit geben wollen, einfach aus Dankbarkeit und also mehr als das, vielleicht wohnen wir weit entfernt, sodass wir sie nicht regelmäßig besuchen können, aber nutzen wir die technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, um auch in dieser Hinsicht ihnen Ehre zu erweisen. Das ist Gott wohlgefällig, so ehren wir Gott, so ehren wir unsere Eltern und so erkennen wir an, dass sie Autoritäten waren in unserem Leben und dass sie auch bis ans Ende im Allgemeinen gute Ratgeber bleiben können und auch gute Ratgeber sind, die einfach weitaus mehr Lebenserfahrung haben als wir selbst.
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