Schritt für Schritt weiter: das warnende Beispiel Lots

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Was sind die Schritte und Meilensteine auf dem langsamen, stetigen und fortschreitenden Weg Lots weg von Gott und seinem Wort?

 

  1. Keine Eigenständigkeit: „Und Abram ging hin, wie der HERR zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm“ (1. Mo 12,4). Lot war bekehrt, wie wir aus 2. Petrus 2,7 wissen. Aber er lebte nicht in persönlicher, praktischer Gemeinschaft mit Gott. Er entwickelte auf der Basis von Gottes Wort und Offenbarungen keine eigene Überzeugung, sondern folgte immer und immer wieder anderen. Es ist nicht grundsätzlich verkehrt, guten Beispielen zu folgen! Aber Gott wird jeden von uns früher oder später prüfen, ob wir eine persönliche, eigene, feste Überzeugung auf der Basis seines Wortes
  2. Wiederkehrendes und längeres Ausbleiben von persönlicher Überzeugung: „Und Abram zog herauf aus Ägypten, er und seine Frau und alles, was er hatte, und Lot mit ihm, in den Süden“ (1. Mo 13,1). Auch bei einer falschen Entscheidung Abrahams scheint sich Lot keine eigenen Gedanken gemacht zu haben (vgl. auch 1. Mo 13,5). Er lief weitere hinter Abraham her. Der würde schon das rechte tun und die Dinge mit dem Herrn gut und richtig entscheiden. Das geschieht, wenn man sich nur an dem Glauben anderer und an ihren Überzeugungen anlehn
  3. Kein Bewusstsein von Problemen und falschem Verhalten: „Da sprach Abram zu Lot: Lass doch kein Gezänk sein zwischen mir und dir“ (1. Mo 13,8). Wenn wir nur Mitläufer sind und bleiben, werden wir auch nicht mehr merken, dass Dinge eintreten können, die direkt falsch, verkehrt und Sünde sind. Nicht Lot merkte das, sondern Abraham. Wir werden somit unempfindlich im Blick auf Sünde.
  4. Führung durch Augen (Gefühle, Empfindungen, Eindrücke), nicht durch Gottes Wort: „Und Lot erhob seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordan“ (1. Mo 13,10). Wenn man mitläuft und Falsches nicht mehr erkennt, wird schnell der Maßstab für unser Handeln „verschoben“. Dann ist es nicht mehr Gottes Wort, sondern Eindrücke und Empfindungen über Dinge, die wir im irdischen Bereich sehen, Beurteilungen, Empfindungen über das, was wir auf der Erde erleben und sehen. Lot hat hier den richtigen, biblischen Kompass verloren.
  5. Falsche Entscheidung: „Und Lot erwählte sich die ganze Ebene des Jordan“ (1. Mo 13,11). Es ist oft gesagt worden, dass die erste Entscheidung Lots, von der Gott uns etwas sagt, eine falsche und verkehrte Weichenstellung war. Irgendwann müssen wir nämlich für uns, unsere Familie oder darüber hinaus Entscheidungen treffen. Wenn wir immer Mitläufer waren, Falsches nicht mehr unterscheiden konnten und dann nicht nach Gottes Wort, sondern nach menschlichen Überlegungen handeln, ist die Gefahr einer falschen Entscheidung groß.
  6. Falsche Gewohnheiten: „Abram wohnte im Land Kanaan, und Lot wohnte in den Städten der Ebene und schlug Zelte auf bis nach Sodom“ (1. Mo 13,12). Aus einer falschen Entscheidung wird schnell eine Gewohnheit, etwas, was wir öfter zulassen in unserem Leben. Man hat keinen Blick mehr dafür, dass man sich auf einen Weg begeben hat, der verkehrt ist und im Bösen endet. Noch war Lot nicht in Sodom, aber Sodom schon bei ihm.
  7. Falscher Zustand: „Und sie nahmen Lot, den Sohn von Abrams Bruder, und seine Habe und zogen davon; denn er wohnte in Sodom“ (1. Mo 14,12). Aus falschen Gewohnheiten wird leicht ein dauerhafter Zustand, in diesem Fall ein sündiger. Wenn sich gewisse Gewohnheiten eingeschlichen haben, tun wir uns schwer damit, diese noch einmal anhand von Gottes Wort zu beurteilen. Dann müssten wir uns eingestehen, dass wir falsch lagen und liegen. Wie schnell merken wir nicht mehr, dass wir nicht nur einmal daneben lagen sondern uns auf einem wirklich verkehrten Weg befinden.
  8. Gefangenschaft: Derselbe Vers zeigt, dass Lot im Gegensatz zu Abraham gefangengenommen wurde. Wenn wir einen verkehrten Zustand zulassen, sind wir früher oder später nicht mehr frei, sondern Sklaven dessen, was wir in unserem Leben zugelassen Das kann eine Sünde sein oder es sind andere Dinge und Überzeugungen, von denen wir nicht mehr loskommen.
  9. Warnung: Gott aber lässt uns nicht ohne Warnung. Hätte Lot nicht aufwachen sollen, als er merkte, dass er nun zu einem Gefangenen geworden ist? Gott warnte ihn dadurch: Nicht er konnte Abraham befreien, sondern Abraham musste ihn befreien. Gott machte ihm damit deutlich, dass er am falschen Platz und in der falschen Umgebung war. Seine Gemeinschaft war nicht nach Gottes Wort. Wenn er doch auf die Warnung gehört hätte!
  10. Fortschreiten im Bösen: „Lot saß im Tor Sodoms“ (1. Mo 19,1). Wenn wir uns nicht warnen lassen, wird das Verkehrte fortschreiten. Wie Ernst Modersohn gesagt hat: Wir sind wie der Mond. Entweder wachsen wir geistlich oder wir nehmen geistlich ab. Entweder wir nehmen einen festen Stand gegen die Sünde, oder diese wird in unserem Leben zunehmen. Bei Lot war das zweite der Fall. Er ließ sich nicht warnen, so blieb er am Ort und stieg in der sündigen Stadt noch auf. Nun saß er als ein Ältester in ihren Toren und war etablierter Richter (Stadtverantwortlicher) dort. Und dass in einer Stadt, von der Gott vorher schon gesagt hatte: „Die Leute von Sodom waren sehr böse und große Sünder vor dem Herrn“ (1. Mo 13,13). Davon hatte Lot keine Bewusstsein mehr – er merkte nicht einmal mehr, wie falsch er lag und lebte.
  11. Keine Achtung mehr vorhanden: „Und sie riefen Lot und sprachen zu ihm: Wo sind die Männer, die diese Nacht zu dir gekommen sind? Führe sie zu uns heraus, dass wir sie erkennen!“ (1. Mo 19,5). Es ist bemerkenswert, dass auch die ungläubigen Nachbarn und Mitbewohner keinen Respekt mehr vor Lot hatten. Das war bei Abraham ganz anders, weil man bei ihm Konsequenz im Leben sah, obwohl auch er mehrfach schwer versagte. Aber die Menschen erkannten bei Abraham, dass sein Leben und seine Worte im Prinzip übereinstimmten. Das war bei Lot nicht der Fall und seine Nachbarn empfanden das. Ungläubige Menschen erkennen, ob wir nach den Prinzipien leben, die wir nach außen hin bekennen.
  12. Nicht einmal Respekt in der Familie: „Aber er war in den Augen seiner Schwiegersöhne wie einer, der Scherz treibt“ (1. Mo 19,14). Nicht einmal seine eigenen Schwiegersöhne nahmen Lot noch ernst. Wenn einem Gläubigen der Kompass seines Lebens abhanden kommt, kann es soweit kommen, dass ihn nicht einmal die nächsten Angehörigen nicht mehre ernst nehmen (können). Zudem zeigt diese Eheschließung der Töchter Lots mit Ungläubigen der Sünder Sodoms, wie weitreichend unser Fehlverhalten auf unsere Kinder abfärbt.
  13. Letzte Warnung in Barmherzigkeit: „Da drangen die Engel in Lot und sprachen: Mach dich auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die vorhanden sind, damit du nicht weggerafft wirst in der Ungerechtigkeit der Stadt!“ (1. Mo 19,15). Gott lässt uns nicht in der Sünde verharren, ohne sich an unser Gewissen zu wenden. Er sendet uns oft weitere Warnungen, wenn wir uns verirren. Aber es kommt irgendwann eine letzte Warnung in Barmherzigkeit. Gott machte Lot klar, dass er am falschen Ort in falscher Umgebung mit einem falschen Sinnen war und reißt ihn dort hinaus. Was machen wir aus solchen (womöglich) letzten Warnungen?
  14. Trauriges und furchtbares Ende in Sünde: „Und die beiden Töchter Lots wurden schwanger von ihrem Vater“ (1. Mo 19,36). Wenn man sich nicht losreißen lassen möchte und nicht gelernt hat, auf eigenen Füßen zu stehen im Glaubensleben, fängt danach das Elend wieder von vorne an, nur noch schlimmer. So war es bei Lot. Trauriges Ende eines traurigen Weges. Ohne Umkehr und Bekenntnis geht die Spirale weiter nach unten.

Zum Nachdenken

Lot hätte laut protestiert, wenn ihm jemand „in 1. Mose 13“ gesagt hätte: Du wirst Teil einer sündigen Stadt werden, Gemeinschaft mit schlimmen Sündern pflegen und Großvater deiner eigenen Kinder sein. „Niemals!“, hätte er ausgerufen. Auch nach 1. Mose 14 hätte er das wiederholt, genauso am Anfang von 1. Mose 19.

Wenn aber die Barrieren nicht auf einmal vor einem stehen und sofort vollständig übersprungen werden müssen, sondern wenn sie durch ein eigenes falsches Handeln Schritt für Schritt immer kleiner erscheinen, weil man schon auf einem falschen Weg unterwegs ist, werden Dinge auf einmal möglich, die man zunächst für völlig abwegig gehalten hat. Kein Zweifel, der Teufel hat ein großes Interesse daran, dass wir moralisch fallen und auf verkehrte Wege geraten. Er weiß, dass wir nicht alles Böse auf einmal tun werden. So wird er Falsches möglichst klein erscheinen lassen und uns einen Weg zu „führen“, in dem nicht auf einmal das Böse in vollständiger Form auf uns zukommt.

Das gilt für die schlimme Unmoral, in die Lot gekommen ist, genauso wie für andere Bereiche des Glaubenslebens. Lot hätte Inzucht für etwas Furchtbares gehalten (in 1. Mose 12-13). Undenkbar! Aber auf einmal war er in einer Umgebung, in der das Böse normal war und ihm nach und nach nicht mehr so furchtbar erschien. Das machten ja alle so – dort wohnen, diesen Umgang haben usw. So schlimm konnte es also nicht sein. Verkehrtes wurde normal; das Böse, das er früher als böse abgelehnt hat, wirkte auf einmal nicht mehr so böse. Es war doch nur ein Schritt weiter als zuvor.

Lot dient jungen und älteren Christen als warnendes Beispiel. Lasst es uns zu Herzen nehmen. Es ist manchmal nicht verkehrt, sein eigenes Leben gedanklich um einige Zeit zurückzuspulen und dann aus der ursprünglichen Perspektive auf das zu sehen, was man jetzt macht. Haben sich die Maßstäbe und Beurteilungen vielleicht verändert und „angepasst“? Vor allem müssen wir immer wieder zu einer Beurteilung auf der Basis von Gottes Wort zurückkommen, nämlich was Gott in seinem Wort zu dem sagt, was ich tue (oder nicht tue).

Was würden die Apostel mir geschrieben haben zu meinem Leben?

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