Wie ist Gott?

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Furchterregender Gott - lieber Gott?

Vor einiger Zeit las ich einen Artikel mit der obigen Überschrift in ideaSpektrum. Dabei heißt es in der Einleitung, dass Gott früher als furchterregend und strafend geschildert wurde, heute dagegen vielfach der „liebe Gott" sei. Warum ist es wichtig, korrekt über Gottes Wesen zu denken?

Der Ursprung

Gott ist der Schöpfer. Er ist der Ursprung nicht nur des Menschen und des Universums, sondern auch jeder guten Gabe (Jak 1,17). So wird Er der Vater der Lichter genannt. Gott ist auch der Urheber des Gerichts, der Strafe, was gelegentlich übersehen wird: „Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe - ich, der Herr, bin es, der dies alles wirkt" (Jes 45,7) Finsternis steht hier nicht für das Böse, sondern die Zucht und die Strafe Gottes über das Böse.

Gott hat seinen Sohn gegeben, den Herrn Jesus. Er hat die Erlösung erfunden. Er hat seinen Sohn stellvertretend für diejenigen, die an den Sohn glauben, gestraft. Das Evangelium ist das Evangelium Gottes und das Evangelium der Herrlichkeit Gottes.

Ein falsches Gottesbild

Das heißt, wenn wir ein falsches Gottesbild annehmen, werden wir auch über das, was Gott tut, sehr leicht zu falschen Gedanken und Überzeugungen kommen. Wir brauchen dazu sicher nicht die Psychotherapie oder die Medizin oder dergleichen zu bemühen: Der Herr zeigt das selbst in zwei Gleichnissen. Da war ein Knecht, dem Er Talente bzw. Pfunde gegeben hat. Und der sprach von einem bösen Gott, der sich nimmt, was ihm nicht gehört. Durch dieses böse, verkehrte Bild von seinem Herrn kam er zu tragischen und völlig verkehrten Schlussfolgerungen.

Nun ist es nicht so, dass ich gehört hätte, dass in unserer Generation oder in der vorherigen wirklich ein falsches Gottesbild gepredigt worden wäre. Immer mal wieder hört man diesen Vorwurf. Und in einzelnen Fällen mag das auch so gewesen sein. Aber allgemein ist das sicher nicht wahr.

Schon im AT finden wir den barmherzigen Gott!

Schon im Alten Testament ist Gott sowohl in seinem Wesen als Licht als auch in seinem Wesen als Liebe offenbart gewesen. Nicht vollständig, weil diese Offenbarung allein in der Person des Herrn Jesus und für uns in dem Wort Gottes zu finden ist. Aber man muss nur die Psalmen lesen, um zu sehen, dass Gott ein langmütiger, barmherziger Gott ist.

So ist es also auch nicht der Zeitepoche oder den Eltern geschuldet, dass wir zu falschen Vorstellungen über Gott kommen. Es ist im Übrigen auch verkehrt zu denken, Gott sei kein rächender, strafender Gott. Die Bibel zeigt an vielen Stellen, dass Er das ist. Gott behält sich die Rache gerade vor; wir sollen uns nicht rächen.

Licht und Liebe

Gott sei Dank, in Christus ist Er für uns, die wir seine Kinder sind durch das Werk Christi, die wir Ihn als Retter angenommen haben, Vater. Auch seine züchtigenden Wege können sehr weh tun. Aber alles geschieht aus Liebe und Gnade, ohne dass es irgendwie im Widerspruch zu seinem Wesen als Licht stünde. Beides ist wahr. Er ist Liebe und Er ist Licht.

Gott ist Leben?

Gottes Wort sagt nicht, dass Gott Leben ist. Jedenfalls nicht so, wie es davon spricht, dass Gott Licht und dass Gott Liebe ist (1. Joh 1,5; 4,8.16). In 1. Johannes 5 heißt es vielmehr, dass der Herr Jesus wahrhaftiger Gott und ewiges Leben ist. Jemand hat einmal geschrieben, dass Gott im Ergebnis auch Leben ist. Er ist eben die Quelle des Lebens, Er ist der lebendige Gott. Aber wir lesen nicht, dass es heißt: Gott ist Leben. Gottes Wesen wird umfassend beschrieben durch die beiden Aussagen: Gott ist Licht und Gott ist Liebe. Durch das Leben, das Er gibt, durch den Herrn, der das Leben ist, werden diese beiden Wesenszüge offenbart. Daher dürfen wir diese beiden Wesenszüge Gottes nicht relativieren.

Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm. Er ist in dieser Hinsicht vollkommen heilig, weil Er die Sünde hasst. Er ist zu rein von Augen, um auf Sünde zu sehen. Zugleich ist Er Liebe und schenkt dem Menschen auf der Grundlage seiner Heiligkeit einen Weg, Sündenvergebung und Rechtfertigung geschenkt zu bekommen. Gott möchte nicht den Tod des Sünders, sondern ihn retten.

Für Gläubige wichtig

Auch für uns als Gläubige ist dieses Wesen Gottes von Bedeutung. Wenn wir an das in 1. Johannes 1 zuerst genannte Licht denken, dann können wir niemals leichtfertig leben. Denn Gott ist und bleibt Licht, ein unzugängliches Licht bewohnend (1. Tim 6,16). Gott übersieht auch bei uns keine Sünde. Er hasst sie, Er sondert sich von ihr ab.

Er ist zugleich Liebe, indem Er uns auf unser Versagen, auf unsere Sünden hinweist. Er lässt uns nicht auf einer Spur des Versagens, wie wir bei Petrus sehen. Er kümmert sich in seiner Liebe um uns, denn Er ist und bleibt der Vater derjenigen, die seiner Familie angehören.

Licht

Weil Er unser Vater ist, möchte Er auch, dass wir selbst in unserem Leben als Lichter in der Welt scheinen und etwas von seinem Licht verbreiten. Dass wir in unserem Leben diese Absonderung von allem Bösen verwirklichen und heilige leben, wie Er heilig ist.

Liebe

Dazu gehört auch, dass wir die göttliche Liebe praktizieren. Hier können wir viel aus 1. Korinther 13 lernen. Natürlich zeigt uns dieser Abschnitt nicht die Liebe Gottes, Ihn als Liebe. Das wird schon an der letzten Eigenschaft dieser Liebe der Verse 4-7 deutlich. Die Liebe erduldet alles. Hier wird ein Wort benutzt („darunter bleiben"), was im Neuen Testament nie auf das Handeln Gottes bezogen wird. Er bleibt nicht darunter, weil Er der Souverän ist. Nein, hier geht es nicht um die Liebe Gottes im absoluten Sinn, wie Gott durch sie geprägt ist, sondern darum, wie wir Menschen diese Liebe verwirklichen (im engeren Kontext als Motiv für jeden Dienst).

So sehen wir, dass das richtige Gottesbild dazu führt, dass auch wir in Gemeinschaft mit dem einen, wahren Gott leben können, dass wir Ihn in seinem wahren Wesen anbeten und als solche, die seine Natur aus Gnade geschenkt bekommen haben, ewiges Leben, entsprechend auch unser Leben führen können.

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