Die Magna Charta der Versammlung (2)

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Beim letzten Mal haben wir uns mit den ersten drei Punkten dieser „göttlichen Magna Charta“ beschäftigt, der göttlichen Grundlage, dem göttlichen Ort und der göttlichen Zahl. Nun folgen zwei weitere Punkte:

4. Das göttliche Ziel:

„Versammelt sind“. Gott möchte, dass sich seine Jünger aufmachen. Sie sollen sich zusammenfinden. Daher wird dieser Punkt zuweilen auch die göttliche Einheit genannt, da man als Versammlung zusammen eine Einheit bildet. Matthäus 18,20 sagt nicht, was wir tun sollen. Er sagt aus, was passiert, wenn wir etwas getan haben, nämlich uns versammelt haben. Das ist das Ziel des Herrn für seine Versammlung: Sie soll zusammenkommen. Einmal wird Er sie für immer versammeln (2. Thes 2,1). Aber schon hier ist es das Ziel Gottes, dass wir an einem Ort versammelt sind.
Aus Apostelgeschichte 4,12 wissen wir, dass Christus der Name ist, der rettet. Hier lernen wir nun, dass derselbe Name um sich sammelt. Dieser Name ist Anziehungspunkt für die Versammlung.

5. Der göttliche Gastgeber:

„Zu seinem Namen hin“. Es gibt eine Person, zu der wir gehen, wenn wir uns versammeln. Christus ist nicht nur die Autorität in unseren Versammlungen, wir sind dort auch nicht nur als seine Repräsentanten versammelt, sondern Er ist unser Bezugspunkt, warum wir uns überhaupt versammeln. Er ist der Einladende. Das ist noch mehr als der Beweggrund. Denn Er ist der Gastgeber. Wenn wir uns nicht zu Ihm begeben würden, hätten wir überhaupt keinen Anlass, uns zu versammeln. Es ist der göttliche Name, wie andere es genannt haben, zu dem wir hinkommen. Wir versammeln uns nicht zu einem menschlichen Zweck, zu einer menschlichen Person, sondern in seinem Namen. Das Versammeltsein „zu seinem Namen hin“, wie es wörtlich heißt, spricht hier davon, dass Er allein die Autorität in der Versammlung besitzt. Man ordnet sich seiner Autorität in allem unter.
Wie oft in der Schrift steht der Name für die Person, die diesen Namen trägt. Das ist niemand anderes als der Herr Jesus selbst! Wenn man sich zu Ihm hin versammelt, dann kann in dieser Versammlung – unter den Gläubigen, die diese Versammlung bilden, oder in den Handlungen in den Zusammenkünften – Böses nicht zugelassen werden. Könnte der Name des Herrn mit Bösem in Verbindung stehen (vgl. 2. Kor 6,15)? Genauso wenig könnte der Name Christi – oder ist es nicht auch der Name des Sohnes des lebendigen Gottes, vgl. Matthäus 16,16? – mit einer sektiererischen Enge verbunden werden.
Der Herr Jesus nimmt alle Kinder Gottes auf – daran müssen wir immer festhalten! –, es sei denn, dass es Hindernisse gibt, die uns Gottes Wort deutlich zeigt. Er ist der Gastgeber, der bestimmt. Wir versammeln uns zu Ihm hin. Und das schließt die ganze Offenbarung seiner Person mit ein, wie wir sie im Neuen Testament finden. Das heißt nichts anderes, als dass wir die Botschaft des ganzen Neuen Testaments annehmen müssen.
Sein Name steht also für Autorität und Gehorsam. Er steht auch für die ganze Offenbarung, die mit seiner Person verbunden wird. Der Herr spricht hier nicht von einem speziellen Namen: Jesus, Sohn Gottes, Christus usw., sondern nennt ganz allgemein seinen Namen. Das zeigt, dass wir jede Seite seiner Person, jede Herrlichkeit, darunter fassen müssen. Wo immer man Abstriche macht – zum Beispiel an seiner Gottheit oder Menschheit –, kann man nicht „in seinem Namen“ versammelt sein. Sein Name ist zugleich verbunden mit seinem Werk, denn dieses gibt seinem Namen einen ganz besonderen Wert. Wer also das Werk Christi in der im Wort Gottes verankerten Weise ablehnt oder schmälert, wozu auch die Auswirkungen gehören, also auch das Gericht für diejenigen, die dieses Werk nicht annehmen, kann nicht in seinem Namen versammelt sein. Zu seinem Namen gehört auch die Versammlung (vgl. 1. Kor 12,12). Wer also die biblische Wahrheit über die Versammlung nicht mehr festhält, ist nicht „in seinem Namen“ versammelt.
Man könnte diesen Punkt – in seinem Namen – auch die göttliche Bedingung nennen. Denn das Versammeltsein zu Ihm hin ist die Bedingung für den Segen, der im Folgenden genannt wird. Diese Bedingung ist zunächst eine stellungsmäßige Fragestellung. Diese Frage muss grundsätzlich geklärt sein. Man darf sich nicht mit menschlichen Grundsätzen zufriedengeben, sondern muss allein Christus und sein Wort als Grundlage des Zusammenkommens akzeptieren. Wer das tut, muss nicht ständig überlegen, ob er noch „in seinem Namen“ versammelt ist – das ist er. Aber es kommt darüber hinaus die praktische Frage hinzu, ob jemand mit seinem Herzen und mit seinen Sinnen „zu ihm hin versammelt ist“ – nur dann kann er den Segen dieser Verse auf sich beziehen. Denn wer nicht mehr mit dem Herrn und mit Überzeugung kommt, wird früher oder später auch die grundsätzliche Stellung der Versammlung aufgeben. Die Versammlung in Philadelphia ist uns hier ein leuchtendes Vorbild. Der Herr Jesus konnte von ihr sagen: „Du hast meinen Namen nicht verleugnet“ (Off 3,8).

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Artikelreihe: Die Magna Charta der Versammlung

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