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Bezeichnenderweise heißt es in diesem Vers nicht: „Was irgend ihr in der Versammlung bindet“, sondern: „Was irgend ihr auf der Erde binden werdet“. Das ist ein weiteres, wichtiges Prinzip, das wir hier angedeutet finden. Es wird erst in den Briefen des Neuen Testaments weiter ausgeführt, aber der Grundsatz liegt schon in diesen Worten enthalten: Wenn eine örtliche Versammlung bindet oder löst, dann gilt das nicht nur für diesen Ort, für diese örtliche Versammlung, sondern für die (ganze) Erde. Denn eine örtliche Versammlung am Ort A ist die „Vergegenwärtigung“ der universellen Versammlung an diesem Ort. Sie ist von ihrem Wesen her nichts anderes als die Versammlung weltweit bzw. an allen anderen Orten. Sie hat ihre Daseinsberechtigung nur dadurch, dass es die universelle Versammlung gibt – davon ist sie der örtliche Ausdruck, genauso wie die Versammlungen an den Orten B bis Z der Ausdruck derselben Versammlung Gottes an ihren Orten sind. Daher ist auch ein am Ort A „Gelöster“ an allen anderen Orten ebenfalls gelöst – eben auf der (ganzen) Erde. Denn es gibt nur die eine Versammlung, die aus allen Erlösten besteht. Und diese eine Versammlung wird an allen Orten dargestellt, wo man im Namen des Herrn zusammenkommt – auf der ganzen Erde.

Wenn ich nun beginne, einer Versammlung in einer bestimmten Entscheidung nur dann Autorität zuzubilligen, wenn sie (aus meiner Sicht) biblisch handelt, dann hätte das zur Konsequenz, dass jede Versammlung prüfen müsste, ob diese Entscheidung auch wirklich gottgemäß getroffen wurde. Nur dann wäre sie an diese Entscheidung gebunden. Davon lesen wir in der Schrift nichts. Sogar im Himmel ist nach Matthäus 18,18 das gebunden, was (an einem Ort) auf der Erde durch die Entscheidung der jeweiligen örtlichen Versammlung gebunden wird. Von einer notwendigen oder gebilligten Prüfung durch den Himmel ist keine Rede. Darüber hinaus würde ein solches Verhalten das Grundprinzip zerstören, dass es nur eine Versammlung gibt. Dann gäbe es viele Versammlungen, und sie müssten immer prüfen, was in einer anderen Versammlung getan wird. Nein, „da ist ein Leib“ (Eph 4,4). Was an einem Ort gebunden wird, ist für den ganzen Leib gebunden. Und das gilt für jeden einzelnen Ort, denn an jedem Ort ist die örtliche Versammlung wie die in Korinth „Leib Christi“.

Das heißt nicht, dass der Himmel jede Entscheidung inhaltlich gutheißt. Leider müssen wir bekennen, dass es im Laufe der Kirchengeschichte manche fragwürdigen Entscheidungen gegeben hat. Daher sollten wir unsere eigenen Entscheidungen immer im Licht des Wortes überprüfen und bereit sein, falsche eigene Entscheidungen zurückzunehmen und als Sünde aufrichtig zu bekennen.

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