Misch dich nicht in die Politik ein

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So manches ist aus dem Leben des bekannten amerikanischen Evangelisten Billy Graham bekannt geworden. Graham ist vielleicht der Mann Gottes, der in den letzten 40-50 Jahren die meisten Menschen zu Jesus Christus geführt hat. Das vernebelt nicht unseren Blick über manche traurige Entwicklung auch im kirchlichen Bereich, die man bei ihm beklagen muss – zum Beispiel seine Annäherung an die Römisch-Katholische Kirche. Aber wir dürfen uns freuen, dass der Herr seine Diener – sogar ganz besondere Edelsteine, die Er auf dieser Erde benutzt – überall hat. Diese Freude vermischt sich natürlich mit dem Bewusstsein, dass der Herr uns dafür nicht eingesetzt hat ... Paulus hatte die Gelegenheit, sogar bis zum Kaiser die Menschen mit dem Evangelium zu konfrontieren.

Anlässlich des Heimgangs von Ruth Graham, der Ehefrau von Billy, wurde folgende Begegnung bekannt. Billy Graham war 1964 bei einem Empfang des amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson und wurde im Verlauf eines Essens um einen politischen Rat gefragt. In diesem Augenblick – so heißt es – habe Ruth ihrem Mann einen Fußtritt gegeben und das Wort ergriffen. Ob sie es laut oder nicht für andere vernehmbar gesagt hat, weiß man wohl nicht mehr: „Man erwartet von Dir Rat in moralischen und geistlichen Fragen- aber misch Dich nicht in die Politik ein.“

Ich will an dieser Stelle nicht die Frage erörtern, warum ein Christ nichts mit der aktiven Politik zu tun hat, jedenfalls was deren Gestaltung etc. betrifft. Das ist an anderer Stelle dargelegt worden. Aber hier sehen wir ein Beispiel, wie treffend das biblische Wort Gottes umgesetzt werden kann im Alltag: „Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (1. Mose, Kapitel 2, Vers 18).

Ehefrauen sind ihren Männern nicht dadurch eine Hilfe, dass sie zu allem „Ja und Amen“ sagen. Sie sollen sich ihren Männern unterordnen, gewiss. Das macht Epheser, Kapitel 5, Vers 22, ganz deutlich. Aber eine Hilfe zu sein beinhaltet auch, dass sie im rechten Augenblick das Rechte ihrem Mann zu sagen hat, selbst wenn es diesem hart erscheinen mag. So kann eine geistliche Ehefrau auch in der rechten Weise Impulse geben. Ob Priszilla ihren Mann nicht dazu angespornt hat, Apollos nach Hause einzuladen, um ihm den Weg genauer auszulegen (Apostelgeschichte, Kapitel 18, Vers 26)? Sie hatte jedenfalls maßgeblichen Anteil an dem Erfolg ihrer Mission, was dadurch unterstrichen wird, dass sie an erster Stelle hier genannt wird.

Übrigens sind alle fünf Kinder der Grahams entschiedene und engagierte Christen. So wenig sie manchmal von ihrem Vater gehabt haben, hat ihre Mutter ihnen offenbar den Wert eines Lebens für Christus vermitteln können. Es erstaunt immer wieder, dass es gerade die Kinder von Missionaren und sehr engagierten Christen sind, die selbst einen solchen Weg einschlagen. Es gibt auch das Gegenteil ...

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