Haha! Haha!

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Der Prophet schreibt von dem gerechten Knecht des Herrn: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf“ (Jesaja 53,7). In all den mannigfaltigen Leiden, die durch die Misshandlung seitens der Menschen über unsern Herrn gekommen sind, litt Er unsäglich unter der boshaften Freude seiner Feinde darüber, dass Er in Schwachheit gekreuzigt wurde. An dem Tag seiner Not rotteten sich seine Verfolger um sein Kreuz herum zusammen, um Ihn in seinem Schmerz zu verhöhnen, wohl wissend, dass ihr grausamer Spott die überaus empfindsame Seele des geduldigen und sanftmütigen Dulders wie Schwerter durchbohren musste. Jede Form geistiger Folterung, die sich diese bösen Menschen ersinnen konnten, fügten sie zu der leiblichen Qual dessen hinzu, den sie verleugnet und gekreuzigt hatten.

Tödliches Gift der Zunge gegen den Heiligen

Mit betrübtem Geist erinnern wir uns an „die Welt der Ungerechtigkeit“, an das „tödliche Gift“, (Jakobus 3,6.8), das an jenem Tag durch die Zunge gegen den Heiligen und Gerechten gerichtet wurde. Die eitlen und lästerlichen Worte, sowohl der Priester als auch des Volkes, gegen unsern Herrn sind in der Schrift aufgezeichnet. Sogar die inartikulierten Laute der Verachtung und Schadenfreude gegenüber dem Gekreuzigten sind hier vermerkt, prophetisch im Alten und historisch im Neuen Testament.

Außerhalb der Tore Zions ist der Gesegnete als „der Menschen Hohn und der vom Volke Verachtete“ auf das Holz erhöht worden. Die Schmähungen derer, die den Herrn schmähten, sind auf Ihn gefallen. Er nahm alles wahr: die Gebärden, womit sie Ihn lächerlich machten; das Schütteln ihrer Köpfe; die aufgesperrten Lippen. Er hörte den beißenden Spott, das Gelächter der Verachtung, die schändlichen Laute inartikulierter Boshaftigkeit. Der Psalmist sagt von Ihm: „Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und ich bin ganz elend“ (Psalm 69,20).

In dieser Weise also war der Geliebte und Auserwählte des Herrn von der Rotte der Übeltäter umzingelt. In der Stunde Seines Leidens sahen und starrten sie Ihn an. Sie umgaben Ihn wie Hunde und umringten Ihn wie Stiere von Basan. Die Luft war erfüllt von ihrem Schreien und Fluchen. Sie „heulen wie Hunde… Siehe, aus ihrem Munde sprudeln sie Böses hervor, Schwerter sind auf ihren Lippen“ (Psalm 59,6.7). Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit gegen Christum, den Sohn Gottes.

Wie tief kann der Mensch fallen? Sieh auf Christus!

Konnten sündige Menschen noch tiefer hinabsinken, als bis in diese Abgründe der Schande? Diese Menschen, die sich rühmten, Abrahams Same zu sein, wurden zu Tieren, die gegen den verheißenen Samen Abrahams ihre Wut in maßloser Weise austobten. Durch ihre bösen Triebe mitfortgerissen, stimmten sie das leidenschaftliche „Haha! Haha!“ an.

Viermal erwähnt der Geist Christi in den Psalmen im voraus diesen Ausruf der Verachtung und des Triumphes gegen Ihn selbst: „Und sie haben ihr Maul wider mich aufgesperrt; sie haben gesagt: Haha! Haha! unser Auge hat‘s gesehen! … Mein Gott und Herr, … lass sie nicht in ihrem Herzen sagen: Haha, so wollten wir‘s! Lass sie nicht sagen: Wir haben ihn verschlungen!“ (Psalm 35,21. 23. 25). „Lass sich entsetzen ob ihrer Schande, die von mir sagen: Haha, Haha!“ (Psalm 40,15). „Lass umkehren ob ihrer Schande, die da sagen: Haha! Haha!“ (Psalm 70,3). Am Tag der Vergeltung wird jedes harte Wort und aller gottlose Spott in Erinnerung gebracht und gerichtet werden (Judas 14,15).

Was der Heilige Geist vorausgesagt hat, das haben gottlose Menschen erfüllt, als die Stunde gekommen war: „Und die Vorübergehenden lästerten ihn, indem sie ihre Köpfe schüttelten und sagten: Ha, der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst und steige herab vom Kreuz!“ (Markus 15,29.30). Das Hohnlachen der Spötter ist zum Gericht dieses bösen Geschlechts im Buche Gottes auf Erden und auch im Himmel registriert.

Christus hat in allem den Vorrang - auch in Leiden!

Die Feinde Judas und Jerusalems haben das Volk einst in ähnlicher Weise verspottet, indem sie beim Anblick der zerstörten Stadt und des entweihten Heiligtums „Haha!“ riefen. Dreimal kommt dieser Ausruf in Hesekiel vor (25,3; 26,2; 36,2). Die Juden mussten also dieses „Haha!“ von den Lippen ihrer heidnischen Feinde vernehmen, ihr Messias aber aus dem Munde seiner eigenen Nation. „In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt“, aber in welch unendlich größerem Maß kam die Trübsal über Ihn! Es war „Haha! Haha!“ für Ihn, in den Psalmen, aber nur „Haha!“ für sie, in den Propheten.

In den Tiefen der Verachtung durch die Menschen, wie auch in den Höhen Seiner Verherrlichung durch Gott trägt Jesus, der demütige und gehorsame Sohn des Menschen, alle Zeichen des Vorrangs.

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Entnommen aus: Halte Fest Jg 1963 - Seite: 67
Mit freundlicher Genehmigung des Beröa-Verlages

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